Mo 20.06 21h.
Martin Kippenberger - Der Film
75 Min.
D 2005
Jörg Kobel
Martin Kippenberger, geboren 1953 in Dortmund und bereits im Alter von 44 im Jahr 1997 verstorben, gilt heute als einer produktivsten und vielseitigsten deutschen Künstler der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart. Es gibt kaum eine Kunstgattung, der sich der rastlose Tausendsassa und gnadenlose Selbstdarsteller nicht angenommen hat. Bereits 1977 verkündete Kippenberger, er habe als Maler seinen Zenith überschritten und wolle sich kündig anderen Kunstformen widmen. Sprach’s und wurde Teilhaber an der Kreuzberger Szenekneipe S.O. 36, nebenbei gründete er nach dem Vorbild von Andy Warhols Factory eine eigene Denkfabrik namens „Kippenbergers Büro“. Doch der Preis des unermüdlichen Schaffens war hoch: Einsamkeit. Heimatlosigkeit, Probleme im Umgang mit Anderen, die Kippenbergers exzentrische Witze und sein Chauvi-Gehabe nicht ausstehen konnten begleiteten den Künstlers bis zu seinem frühen Ende.
„Dieses Leben kann nicht die Ausrede für das nächste sein“, so lautete Kippenbergers Lebensmotto. Und so hat Kippenberger auch gelebt, zumindest wenn man Jörg Kobels Porträt Kippenberger - Der Film über den wilden Maler Glauben schenkt. In Interviews mit Weggefährten wie Diedrich Diederichsen, Kaspar König, Christoph Schlingensief, der Galeristin und heutige Nachlassverwalterin Gisela Capitain entwirft Jörg Kobel das Bild eines postmodernen Künstlers, der sich als einer der ersten deutschen Maler überhaupt als zeitgeistiger Performer und wilder Rock \'n\' Roller inszenierte, ein Image, das heute längst zum Standardvokabular der jungen Künste gehört. Kippenberger aber war einer der ersten, der Pop und Punk auch als Selbstdarstellungsform erkannte und nutze, was ihm die Feuilletons ebenso übel nahmen wie die Museen, die ihn Zeit seines Lebens ignorierten. Umso bitterer und absurder ist es, dass nach seinem Tod der mediale Hype und die öffentliche Aufmerksamkeit für den verkannten Maler ins Unermessliche wuchs, was vor allem an den Preisen zu spüren ist, die ein Kippenberger heute auf dem Kunstmarkt bringt.
Bei aller Gründlichkeit der Recherche und Fülle des Materials, das den Künstler in Aktion zeigt, krankt das Porträt doch an einem einzigen, aber wesentlichen Punkt: Die schillernde Persönlichkeit Kippenbergers wird stets behauptet, selten aber jemals wirklich gezeigt, so dass der Gegenstand der Betrachtung in all seiner Vitalität und Kreativität merkwürdig blass und konturlos bleibt. Und das ist bei einem künstlerischen Werk, das in dermaßen starker Weise an die Person seines Schöpfers gebunden ist, dann doch etwas wenig – zumal auch Kippenbergers Bilder, Skulpturen und Aktionen kaum je ins Bild gerückt werden. So scheint Martin Kippenberger, obschon nur wenige Jahre verstorben, nur noch als schwächer werdende Erinnerung durch den Fluss der Bilder und Worte. Die Kunstkarawane ist längst weiter gezogen und hat nun andere Helden und Feinbilder, Provokateure und Triebkräfte.
(Joachim Kurz)
Gorschok
JEDEN ERSTEN MONTAG IM MONAT - FILME VON/ÜBER KÜNSTLER

KVARTIRA LÜBBENER STRAßE 18 10997 BERLIN-KREUZBERG
zaterdag 18 juni 2011
vrijdag 27 mei 2011
Di. 31:05.2011 21h.
Havanna - Die Neue Kunst, Ruinen zu Bauen
D 2007
87 Min.
Havanna - „Perle der Karibik“, Hauptstadt der revolutionären Republik Kuba. Die Schönheit
der Stadt ist geprägt von der Poetik der Ruine. Wenig poetisch ist die Ruine Havanna für
diejenigen, die sie bewohnen. Hauseinstürze mit Toten stehen auf der Tagesordnung. Für die
Bewohner ist der Verfall der Stadt und ihrer Wohnhäuser eine ständige Quelle des Schmerzes
und der Schuldgefühle.
Der Film porträtiert fünf Personen aus Havanna, die in Gebäuden in verschiedenen Stadien
des Einsturzes wohnen. Sie alle versuchen, aus einer Existenz zu fliehen, die durch das
Wohnen in einer Ruine selbst zur Ruine zu werden droht. Klempner Totico flüchtet sich aus
dem lärmenden Inferno seiner Mietskaserne im Zentrum Havannas zu den Tauben auf der
Dachterrasse. Der Obdachlose Reinaldo hat in den Trümmern eines Theaters Unterschlupf
gefunden, in dem einstmals Caruso vor der High Society sang. Die frühere Millionärsgattin
Misleidys läßt den goldenen Käfig ihrer Ehe hinter sich, um im Schutthaufen eines
ehemaligen Luxushotels vergangenen Zeiten nachzuträumen. Der enteignete
Großgrundbesitzer Nicanor kämpft gegen den Verfall seines Vaterhauses, um zumindest im
Kleinen so zu leben, als habe die sozialistische Revolution nicht stattgefunden. Schriftsteller
Ponte baut sich eine Philosophie der Ruine und macht sich so den allmählichen Einsturz der
Stadt und des politischen Systems erklärbar und ertragbar.
HAVANNA – DIE NEUE KUNST, RUINEN ZU BAUEN erzählt die Geschichten von
Menschen, die jeden Tag darauf warten, daß ihnen das Dach über dem Kopf zusammenstürzt
und dennoch nicht ausziehen wollen. Andernorts wären ihre Wohnstätten längst renoviert, in
Museen umgewandelt oder abgerissen worden. In Havanna dagegen sind die Ruinen belebt –
dabei aber auch, wie die Bewohner resigniert feststellen müssen, die Leben ruiniert.
zaterdag 30 april 2011
Montag 02.05.2011 21h.
Kazimir Malevich -
Auf dem Weg zur ungegenständlichen Welt.
Rainer E. Moritz
D 2010
44 Min.
Revolution! 1915 erklärte der Russe Malewitsch ein Schwarzes Quadrat auf weißem Grund zur Ikone seiner Zeit und begründete mit ihr eine neue, vom Gegenstand befreite Kunst - dem Suprematismus. Anfangs von den Bolschewiki noch gefördert, galt sein "formalistisches" Werk bald als konterrevolutionär. 50 Jahre später, 1989, gibt es erstmals außerhalb Russlands eine umfassende Malewitsch-Retrospektive im Amsterdamer Stedelijk Museum. Dort durchstreifte Barrie Gavin die Schaffensphase des Avantgardisten und folgt dessen Lebensweg. Dabei entdeckt er die vielfältigsten "Ismen" des 20. Jahrhunderts und einen der bedeutendsten Wegbereiter der abstrakten Kunst.
Kazimir Malevich -
Auf dem Weg zur ungegenständlichen Welt.
Rainer E. Moritz
D 2010
44 Min.
dinsdag 29 maart 2011
Montag 04.04.2011 21h.
Eintritt: Spende
Eintritt: Spende
Francis Bacon - Form und Exzess
ein Film von Adam Low
GB 2005, 95 Minuten, OmU
EXZESS DER BILDER
„Ich sehe mich selbst als einer, der Bildern Gestalt verleiht. Das Bild ist wichtiger als die Ästhetik des Malakts... Die Bilder kommen irgendwie über mich, als würden sie mir eingegeben...“ So beschreibt Bacon selbst die Quellen seiner Malerei: ein ständiger Ansturm von Bildern, schrecklichen, gewalttätigen, schönen und alltäglichen, die er in radikaler Subjektivität bannt und ihnen neue Geheimnisse verleiht.
Die Obsession für Fleisch, für Kadaver, das Schlachten. Im Film wird das illustriert mit Bacons Besuch bei seiner Familie in Südafrika – das Schlachten exotischer Tiere, der Geruch des Todes, die Farbe des Bluts. Sie faszinieren durch ihre Schönheit, erinnern aber auch an die Sterblichkeit aller Lebewesen. „Wir sind ja schließlich selbst Fleisch, potentielle Kadaver“. In den Bildern sind es dann Eindrücke der Qual, des Leids, der unerlösten Kreatur, oft in Triptychen aufgefaltet, die den Betrachter umschließen.
Oft sind Gewaltakt und Liebesakt bildlich nicht zu unterscheiden – was der Film auf die oft sadomasochistischen Beziehungen Bacons zu seinen Liebhabern zurückführt. Bis hin zur Aufarbeitung des Todes von George Dyer in den berühmten Triptychen von 1971-73, über die Wieland Schmied schrieb: „erbärmlicher, jammervoller, gottverlassener ist uns das Bild des Menschen in der Kunstgeschichte noch nie gezeigt worden!“
GB 2005, 95 Minuten, OmU
EXZESS DER BILDER
„Ich sehe mich selbst als einer, der Bildern Gestalt verleiht. Das Bild ist wichtiger als die Ästhetik des Malakts... Die Bilder kommen irgendwie über mich, als würden sie mir eingegeben...“ So beschreibt Bacon selbst die Quellen seiner Malerei: ein ständiger Ansturm von Bildern, schrecklichen, gewalttätigen, schönen und alltäglichen, die er in radikaler Subjektivität bannt und ihnen neue Geheimnisse verleiht.
FRANCIS BACON – FORM UND EXZESS vermittelt auf seine Weise einen Eindruck von diesem Bildersturm, findet in der Biografie Bacons immer wieder Material, das wie eine Vorlage zu den Werken erscheint. Gleich zu Beginn: ein Stierkampf in Madrid (Bacons letztem Wohnort). Das immer gleiche Ritual, das immer mit dem Tod des Tiers endet. Doch der Verlauf ist brisant: der Stier nimmt plötzlich den Torrero auf die Hörner, verletzt ihn lebensgefährlich, ist kaum von ihm abzubringen. Eine Todesspiel, archaisch und doch formell. Im Film ein Einstieg in die Debatte um die "Gewalttätigkeit’ der Bilder Bacons: „One of the things I’ve noticed was they always talk about this violence in my work. But I don’t think that my work is violent at all; you’ve only got to think about life“ (Bacon).
Oft sind Gewaltakt und Liebesakt bildlich nicht zu unterscheiden – was der Film auf die oft sadomasochistischen Beziehungen Bacons zu seinen Liebhabern zurückführt. Bis hin zur Aufarbeitung des Todes von George Dyer in den berühmten Triptychen von 1971-73, über die Wieland Schmied schrieb: „erbärmlicher, jammervoller, gottverlassener ist uns das Bild des Menschen in der Kunstgeschichte noch nie gezeigt worden!“
Adäquates Medium für den Ansturm der alltäglichen Bilder ist die Fotografie – auch ihren Einfluss auf das Werk Bacons zeigt der Film von Adam Low: in der Auseinandersetzung mit den Bewegungsstudien von Edward Muybridge, in den Reportagen von Fliegerangriffen und Bombenterror aus dem Zweiten Weltkrieg (parallel montiert mit der Zerstörung der eigenen Bilder), bis hin zur Freundschaft mit dem Tierfotografen Peter Beard und seinen verwesenen Elefanten.
Low gelingt es immer wieder, in riskanten und experimentellen Montagen die Bilder des 20. Jahrhunderts, biografische Aufnahmen des Malers und die Motive der Malereien aufeinander zu beziehen: Weltkriege, Bewegungsstudien von Affen, der Adolf-Eichmann-Prozess, Schlachthäuser, erotische Männerporträts, Safarireportagen. Das, was Bacon selbst „the Excitements of the Extreme“, den ‘Reiz des Extremen’, die "Erregung über das Extreme" nennt.
Low gelingt es immer wieder, in riskanten und experimentellen Montagen die Bilder des 20. Jahrhunderts, biografische Aufnahmen des Malers und die Motive der Malereien aufeinander zu beziehen: Weltkriege, Bewegungsstudien von Affen, der Adolf-Eichmann-Prozess, Schlachthäuser, erotische Männerporträts, Safarireportagen. Das, was Bacon selbst „the Excitements of the Extreme“, den ‘Reiz des Extremen’, die "Erregung über das Extreme" nennt.
maandag 21 februari 2011
Montag 07.03.2011 21h.
Eintritt: Spende
Eintritt: Spende
Der Mann mit der Kamera
regie Dziga Vertov
Kamera Michail Kaufman
Schnitt Yelisaweta Swilowa
Kamera Michail Kaufman
Schnitt Yelisaweta Swilowa
UdSSR 1929
68 Min.
"Der Mann mit der Kamera" beginnt mit einem wegweisenden Hinweis, und den einzigen Schrifttafeln, die man in diesem Stummfilm zu sehen bekommen wird:
Dem Zuschauer zur Beachtung: Dieser Film ist ein Experiment der filmischen Vermittlung sichtbarer Ereignisse. Ohne Hilfe von Zwischentiteln, ohne Hilfe eines Drehbuchs, ohne Hilfe des Theaters (ohne Schauspieler, ohne Bühnenbild usw.). Diese experimentelle Arbeit versucht, eine internationale, absolute Kinosprache zu schaffen, basierend auf der völligen Unabhängigkeit von der Sprache des Theaters und der Literatur.
Strukturell fängt der Film den Verlauf eines Tages in einer sowjetischen Großstadt ein (Vertov drehte in Moskau, Odessa und Kiew), von der schlafenden Ruhe der Morgenstunden über das geschäftige Treiben der Arbeitszeit bis hin zur abendlichen Freizeitgestaltung. Die ersten Szenen etablieren bereits die durchgängigen Themen und Motive des Films: Autos, Züge und Maschinen dominieren die Szenerie, sinnbildliche Vertreter für die unaufhaltsame Arbeitskraft des kommunistischen Volkes. In dieser Hinsicht kann man in viele Bilder und Kompositionen des Films politische Interpretationen hineinlesen, doch Vertov beschränkt die Aussagen seiner Montagen nicht aufs rein ideologische, sondern kreiert eine nicht enden wollende Reihe unterschiedlichster Symbole und Metaphern, die den Zuschauer immer wieder staunen lassen. In jeder Einstellung, in jedem Schnitt kann hier ein zu entdeckender Subtext lauern, verschiedene Sequenzen des Films stehen in Beziehung zueinander und bauen aufeinander auf.
Weitere Information: http://www.filmszene.de/gold/mannkamera.html
Dem Zuschauer zur Beachtung: Dieser Film ist ein Experiment der filmischen Vermittlung sichtbarer Ereignisse. Ohne Hilfe von Zwischentiteln, ohne Hilfe eines Drehbuchs, ohne Hilfe des Theaters (ohne Schauspieler, ohne Bühnenbild usw.). Diese experimentelle Arbeit versucht, eine internationale, absolute Kinosprache zu schaffen, basierend auf der völligen Unabhängigkeit von der Sprache des Theaters und der Literatur.
Weitere Information: http://www.filmszene.de/gold/mannkamera.html
maandag 31 januari 2011
donderdag 23 december 2010
Montag 03.01.2011 21h.
Eintritt: Spende
One day in the life of Andrej Arsenevich (Tarkovsky)
F 2000 55min.
Chris Marker
Englische Fassung!!
In seinem Tagebuch von 1986 kommentiert Tarkowskij die Filmaufnahmen von der Ankunft seines Sohnes Andriusha in Paris so: "Ich wirke furchtbar gehemmt, unnatürlich. Ich unterdrücke meine Rührung und rede ständig dummes Zeug. Larissa [Tarkowskijs Frau] wirkt auch nicht schlecht, sie führt Selbstgespräche, redet in Trinksprüchen, lacht und weint zur gleichen Zeit." Wir beginnen mit diesem sehr russischen Tag.
Eintritt: Spende
One day in the life of Andrej Arsenevich (Tarkovsky)
F 2000 55min.
Chris Marker
Englische Fassung!!

Daran knüpfen sich die Evokationen, die Zitate, die perspektivische Entführung von dem, was die Sprache eines der größten filmischen Stilisten ausmacht. Betrachtet vom Gesichtspunkt der großen Themen Tarkowskijs und seiner einzigartigen Handschrift, führen uns die Filme weit zurück bis zu seinen ersten Studienarbeiten in Moskau und dem praktisch unbekannten Boris Godunow, den er 1983 in Covent Garden inszenierte.
Diese Struktur ergab sich von selbst, und zwei andere Videoaufnahmen lieferten ihr die Grundlage: der Besuch der natürlichen Dekors von DAS OPFER in Gotland einige Monate früher, als Tarkowskij noch nichts von seiner Krankheit wusste, und jene Aufnahmen, die er sich als ein Zeugnis seiner Arbeit wünschte, als er kurz vor seinem Tod den Schnitt von seinem Bett aus leitete.
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